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Vermeiden und Finden von Kurzschlüssen



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Kurzschlüsse treten beim digitalen Betrieb nicht häufiger auf als beim analogen Betrieb. Aber sie wirken sich anders aus: In dem durch einen Booster versorgen Abschnitt können sich durchaus mehrere Loks gleichzeitig aufhalten. Daher muß ein Booster mehr Strom liefern können, als ein analoger Handregler. Um eine Schädigung von Rädern und Stromabnehmern zu vermeiden und um den Booster selbst vor einer Schädigung durch den hohen Kurzschlußstrom zu schützen, besitzen alle Booster eine Überstromabschaltung. Diese schaltet bei Überstrom den Booster kurzzeitig ab und versucht nach einer gewissen Zeit, i.d.R. 0,1 bis 3 Sekunden, den Booster wieder einzuschalten.

Damit ergibt sich aber ein weiteres Problem bei kurzzeitigen Kurzschlüssen: Während beim analogen Betrieb nur für die Zeit des Kurzschlusses die Spannung zusammenbricht und nur die eine Lok betroffen ist, die den Kurzschluß ausgelöst hat, schaltet der Booster kurzzeitig ab, so daß auch bei kleinsten Kurzschlüssen alle von dem Booster versorgen Loks kurz stehenbleiben.

Damit sind Kurzschlüsse in digitalen Betrieb deutlich störender als im analogen Betrieb und es sollte daher noch mehr versucht werden, Kurzschlüsse zu vermeiden. Dazu muß man aber erst einmal die Ursachen untersuchen.

Häufige Kurzschlußursachen

Betrieb

  • Aufgefahrene Weichen
    Das kommt leider ständig vor. Wegen der Herzstückpolarisation kommt es zum Kurzschluß.
    Abhilfe: Weiche richtig stellen und weiterfahren.
    Verhütung: Fdl und Tzf sollten immer den Fahrweg prüfen!
     
  • Leitende Gegenstände im Gleis
    Ja, Scherzbolde gibt es immer. Aber es kann auch mal Werkzeug liegenbleiben.
    Abhilfe: Verursacher ermitteln und wegen Transportgefährdung verhaften lassen.
    Verhütung: Nach [Name dem Verf. bekannt] Ausschau halten:
     Kronkorken im Ringlokschuppen machen Spaß :-) 

Fahrzeugmaterial

  • "Über Kreuz" eingesetzte Radsätze in Metallfahrwerken
    Das kommt nur vor, wenn man einseitig isolierte Radsätze verwendet. Dadurch bedingt liegt das Metallfahrwerk auf dem gleichen Potential wie die nicht isolierte Seite der Radsätze. Sind die unisolierten Radscheiben auf beiden Fahrzeugseiten zu finden, dann verbinden sie über das Fahrgestell die Schienen leitend.
    Abhilfe: Wagen aussondern, mit rotem Schadzettel an Eigentümer zurückgeben, in leichten Fällen den Dreher sofort korrigieren und Wagen in Betrieb zurückgeben.
    Verhütung: Beidseitig isolierte Radsätze verwenden.
     
  • Nicht isolierte Radsätze, versehentlich eingebaut
    Das passiert, wenn Leute nicht alles Teufelszeug aus ihrer Bastelkiste verbannt haben und deshalb noch tückische Wechselstromachsen herumgeistern. Wem das passiert, der braucht für den Spott nicht zu sorgen.
    Abhilfe: Wagen aussondern, mit rotem Schadzettel an Eigentümer zurückgeben.
    Verhütung: Wagen vor dem Einsatz beim FREMO prüfen. Merke: mit RP25 wäre das nicht passiert.
     
  • Metallische Verbindung über die Kupplung zwischen Fahrzeugen mit Metallfahrwerken und einseitig isolierten Radsätzen
    Hier passiert etwas ähnliches wie oben, wobei der Strom durch die metallische Kupplung zwischen zwei Fahrwerken fließt, die mit ihren unisolierten Radscheiben auf verschiedenen Schienen stehen. Da Kupplungen und Puffer meist brüniert sind, tritt der Fehler nur sporadisch auf. Bei der kleinsten Vibration löst sich der Kontakt und man findet den Fehler nicht. Das kommt selten vor, da die meistem Wagen Kupplungsaufnahmen aus Kunststoff haben. Bei Loks ist das aber häufiger, da viele Lokradsätze nur einseitig isoliert sind. Bei einer Doppeltraktion von Weinert-V36 mit beiden Führerständen in der Mitte kommt das Problem besonders gut zur Geltung!
    Abhilfe: Wagen aussetzen, mit rotem Schadzettel an Besitzer zurückgeben. Beidseitig isolierte Radsätze oder isolierte Kupplungen verwenden.
    Verhütung: Beidseitig isolierte Radsätze verwenden.
     
  • Fehlerhafte Stromabnahmesysteme an Triebfahrzeugen
    Hier kann man auch erheblichen Sachschaden an den Triebfahrzeugen anrichten. Es wird berichtet:
    => Brawa LVT mit verdrehbaren Schleifern> Platine abgeraucht :-(
    Abhilfe: Feuer mit CO2 löschen, Reste des Tfz aussondern.
    Verhütung: Fahrzeuge nach Arbeiten an der Elektrik durchmessen. Fahrzeug auf dem Programmiergleis testen, dort ist der Strom auf ein unschädliches Maß begrenzt.
     

Modulbau

  • Isolierstöße, die sich zusammengeschoben haben
    So etwas wird durch die starken Temperatur- und Luftfeuchteschwankungen begünstigt, die unsere Module bei Transport und Betrieb durchmachen.
    Abhilfe: Meldung an Modulbesitzer. Vielleicht genügt es, eine Boosterbezirksgrenze zu verlegen. In Härtefällen Trennschleifereinsatz.
    Verhütung: Isolierstöße innerhalb eines Moduls mit deutlichem Spalt einbauen und den Spalt vollständig mit Zweikomponentenkleber auffüllen. Schienen an den Modulenden festlegen, damit die Lücken zwischen den Modulen sich nicht zusammenschieben können. Thermische Ausdehnung und dadurch entstehende Spannungen in den Schienen durch Dehnungsstöße auffangen, die nicht ausgegossen, aber elektrisch überbrückt sind. Eingebaute Isolierstöße mit Ohmmeter oder Durchgangsprüfer testen. Innerhalb von Betriebsstellen Stöße an Modultrennungen nicht als Isolierstöße verwenden.
     
  • mangelhafte Weichenherzstückpolarisierung
    Es gibt leider Weichenbauarten, die Kurzschlüsse geradezu herausfordern. Das Thema ist umfangreich und ist in Hp1 Modellbahn behandelt worden.
    Abhilfe: Eine kurzfristige Abhilfe ist hier nicht möglich, daher sind diese Kurzschlüsse besonders ärgerlich.
    Verhütung: Sich vor dem Einbau von Weichen schlau machen. Z.B. unter Kurzschlußvermeidende Weichen.
     
  • Kurzschlüsse in der Verdrahtung der Module
    Hier sind Querlochstecker als Buchsenersatz oder bei Kabelverlängerungen sehr gefährlich. Bei Benutzung des Querloches von frei hängenden Kabeln können sich die blanken Enden der Stecker berühren. Gute Kandidaten sind auch lose Kabelenden mit Bananenstecker, die zur Fixierung beim Transport in irgendwelche Buchsen gesteckt wurden. Das ist besonders beim "Heterosystem" eine potentielle Gefahr.
    Abhilfe: Stecker anders zusammenstecken z.B. mit Doppelmuffen, Kurzschlußbrücken entfernen.
    Verhütung: Zur Boostereinspeisung und Modulverbindung ausreichend lange Kabel mitbringen, damit Kabel nicht verlängert werden müssen. Beim Heterosystem "Parkmöglichkeiten" für die Kabelenden vorsehen.
     
  • Drehscheiben und Schiebebühnen
    Viele Drehscheiben verbinden während ihrer Bewegung die Schienen der Zufahrtsgleise für einen kurzen Moment. Das löst die Sicherung des Boosters aus und legt damit den Betrieb im betreffenden Abschnitt lahm. Außerdem ist der Kurzschlußstrom sicher nicht gut für die Kontakte an sich. So etwas ist Murks.
    Abhilfe: Als provisorische Lösung die Drehscheibe durch einen eigenen Booster versorgen der optimaler Weise sehr schnell abschaltet und auf einen niedrigeren Strom eingestellt ist.
    Verhütung: Die Drehscheibe selbst läßt sich sicher nicht so einfach kurzschlußfrei umbauen. Es bleibt die Möglichkeit, die Stromzufuhr während der Drehbewegung ganz zu unterbrechen.

Kurzschlüsse finden

Trouble Shooting:
Hier schlagen wir MURPHY ein Schnippchen und schießen schnell den Trouble.

Tritt ein Kurzschluß auf, muß man ihn erst einmal finden, um ihn beseitigen zu können. Da man mit einer einfachen Messung nicht feststellen kann, wo der Kurzschluß sitzt, muß der Boosterbezirk aufgeteilt werden, um den Fehler einzukreisen. Mist man nun einen Teil nach dem anderen befindet sich nach Murphy der Kurzschluß in einem der zuletzt geprüften Bereiche. Daher bedient man sich einer Methode, die man binäre Suche nennt. Auch wenn es nicht so klingt, die Methode funktioniert auch auf analogen Anlagen.

Das Beispiel geht von 16 Abschnitten aus, man kann sich darunter z.B. einfach 16 Streckenmodule vorstellen. Der Fehler sei im rot markierten Abschnitt.

  1    2     3    4     5    6     7    8     9   10    11   12    13   14    15   16  

Schließe das Ohmmeter oder besser einen Durchgangsprüfer mit Piepser anstelle des Boosters an. Teile die Leitung in der Mitte, in zwei gleich große Hälften. Das ist das "binäre" an der Sache. Mit dem Piepser findet man schnell, auf welcher Hälfte der Kurzschluß liegt. Mit dieser Hälfte geht es jetzt weiter.

  9   10    11   12    13   14    15   16  

Teile die Stecke wieder auf, jetzt zwischen 12 und 13. Jetzt weiß man, daß das Problem nicht zwischen 9 und 12 ist. Beim Messen an 13 kommt der Kurzschluß wieder. Und da war es wieder, mein Problem ...

 13   14    15   16  

... doch nicht mehr lange. Trenne zwischen 14 und 15.

 13   14  

Jetzt bleibt das Problem. Es ist jetzt entweder 13 oder 14. Trenne Zuleitung 13. Der Kurzschluß ist immer noch da. Das Problem liegt im Abschnitt 14.

Wie oft mußten wir eine Leitung auftrennen? Viermal. Wären wir der Reihe nach vorgegangen, wären es 14 gewesen! Selbst wenn wir 32 oder sogar 64 Zuleitungen gehabt hätten, wären wir mit fünf oder sechs Schritten immer ausgekommen.

Diese Methode ist zwar schon ganz gut, aber sie erspart uns nicht, einige Kabel ab- und wieder anzulöten. Besser ist es, solche Trennungen gleich vorzusehen. Modultrennungen ergeben sich in natürlicher Weise als Grenzen der Speiseabschnitte, wenn die Schienen nicht verbunden sind. Man sollte auch an geeignete Stellen zum Messen denken. Das mag jetzt alles nach übertriebener Vorsicht klingen, aber im Praxisfall, wenn das ganze Arrangement steht, weil in einer Betriebsstelle ein von MURPHY taktisch geschickt plazierter Kurzschluß liegt, ist man um jede eingesparte Minute bei der Fehlersuche froh.

Schließlich, um unnötige Arbeit zu sparen:

  • Versuche es gar nicht erst mit dem Ohmmeter alleine.
  • Plane Trennstellen in den Versorgungsleitungen ein.
  • In Bahnhöfen: Baue Schalter (oder andere Trennmöglichkeiten) ein, um die Speisebezirke in Unterbezirke aufzuteilen, an denen nicht allzuviele Zuleitungen angeschlossen sind.
  • Verwende Weichen, die die Polarisation ohne Kurzschlußgefahr schalten.


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